Heilstätten Beelitz zwischen 1898 und 1930 errichtet jetzt zum größten Teil eine Ruine

Beelitz-Heilstätten ist ein Gemeindeteil der Stadt Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Deutschland) mit 668 Einwohnern (Stand: 13. Januar 2021). Die Heilstätten zählen zu den bekanntesten Lost Places und sind voll erschlossen und können von der Öffentlichkeit besucht werden.


Geschichte der Heilstätte Beelitz

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 Hektar. In zwei Bereichen nordwestlich der Bahnlinie entstanden die Lungenheilstätten, in den beiden südöstlich der Bahn gelegenen Bereichen die Sanatorien zur Behandlung nicht ansteckender Krankheiten.

Speisesaal im Alpen-Haus
Speisesaal im Alpen-Haus

Die Bereiche waren jeweils nach Geschlechtern getrennt: südwestlich der Landstraße die Frauen-Heilstätten und -Sanatorien, nordöstlich derselben die Männer-Heilstätten und -Sanatorien. Ebenso lagen Betriebsgebäude, in denen überwiegend Frauen beschäftigt waren, südwestlich der Landstraße und solche, in denen überwiegend Männer beschäftigt waren, nordöstlich davon.

Hörsaal im Hauptlaboratorium
Hörsaal im Hauptlaboratorium

Die erste Bauphase erfolgte 1898 bis 1902 unter den Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke (1864–1917). In der zweiten Bauphase 1908 bis 1910 wurde die Bettenzahl von 600 auf 1200 erhöht. Der Architekt war Fritz Schulz, der auch in der dritten Bauphase 1926–1930 verantwortlich war. Deren Parkanlagen wurden von dem Gartenbaudirektor Karl Koopmann, unter ihm arbeitete von 1903 bis 1904 Harry Maasz, erschaffen.

Das zu den Heilstätten gehörende Heizkraftwerk (Architekten: Schmieden und Boethke, technische Ausstattung: Paul Stanke) wurde schon 1903 mit Kraft-Wärme-Kopplung betrieben und ist heute ein technisches Denkmal. Die Gebäudehülle des sogenannten Heizhauses Süd mit dem erhaltenen Maschinensaal und dem Wasserturm wurde durch den Eigentümer, den Landkreis Potsdam-Mittelmark, mit EU-Fördermitteln umfassend saniert.

Seit 2020 erfolgen Umbauten zur Energiezentrale der neuen Stadtstrukturen. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg dienten die Beelitz-Heilstätten als Lazarett und Sanatorium für erkrankte und verwundete Soldaten. Unter den rund 17.500 Rekonvaleszenten, die zwischen 1914 und 1918 in Beelitz untergebracht wurden, befanden sich der Gefreite Adolf Hitler (9. Oktober bis 4. Dezember 1916) und Karl Neufeld. In den Jahren 1942–1944 wurde nach Plänen des Architekten Egon Eiermann südlich des Frauen-Sanatoriums ein Ausweichkrankenhaus für Potsdam errichtet, das jedoch in dieser Funktion nicht genutzt wurde.

Südfassade der Chirurgie
Südfassade der Chirurgie

Dieses wurde seit 1953 bis 1998 als Fachklinik für Lungenkrankheiten und Tuberkulose zivil genutzt. Seit 2014 ist hier ein Standort der Kliniken Beelitz GmbH, die dort das Neurologische Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen/ Parkinson betreibt. Daneben bestehen ein Pflegeheim und eine Akademie für Pflegeberufe.

Beelitz-Heilstätten, Männerklinik
Beelitz-Heilstätten, Männerklinik

Während der Schlacht um Berlin 1945 wurden die etwa 3000 Verwundeten und das Personal der Beelitzer Heilstätten durch Soldaten der 12. Armee der Wehrmacht in weiter westlich liegende Regionen evakuiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem die Heilstätten teils schwer beschädigt wurden, wurde das Gelände 1945 von der Roten Armee übernommen. Die Heilstätten dienten bis 1994 als das größte Militärhospital der sowjetischen/ russischen Armee im Ausland.

Es war auch ab Dezember 1990 der Aufenthaltsort des an Leberkrebs erkrankten Erich Honecker, bevor er und seine Frau Margot am 13. März 1991 nach Moskau ausgeflogen wurden. Einige Gebäude wurden inzwischen saniert und durch neue Gebäude ergänzt.

Es wurden eine neurologische Rehabilitationsklinik, ein Parkinson-Fachkrankenhaus sowie eine Rehabilitationsklinik für Kinder eingerichtet. Ein Teil in Bahnhofsnähe wurde mit Einfamilienhäusern bebaut. Als Folge der Insolvenz der Eigentümergesellschaft im Jahr 2001 gab es einen langen Stillstand in der Weiterentwicklung des Areals. Auch die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde weitgehend eingestellt. Ein großer Teil der sehenswerten Anlage war verfallen und ist von Vandalismus und Materialdiebstahl stark beschädigt.

Inneres der Chirurgie
Inneres der Chirurgie

Nach jahrelangem Stillstand und weiterem Verfall ist es den Gläubigerbanken im März 2008 gelungen, einen Käufer für das Areal zu finden, aber erst nach nochmaligen Verkäufen an private Initiatoren begann seit 2015 die sukzessive Sicherung, Sanierung und neue Nutzung eines Großteils der Gebäude. Derzeit laufen die Planungen für eine erneute Nutzung im ursprünglichen Sinne von Gesundheit und Wohnen. Dazu wurden die Waldflächen und die Gebäudeflächen getrennt verkauft.

Am 11. September 2015 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Frauen-Lungenheilstätte der erste Baumkronenpfad in Brandenburg eröffnet. Er ist 320 Meter lang, bis zu 23 Meter hoch und überquert die mit Bäumen bewachsene Ruine des 1945 ausgebrannten Gebäudes B IV – es wurde auch „Das Alpenhaus“ genannt. Ein Zugang erfolgt auf 21,6 Meter Höhe von der dritten Plattform des 40,5 Meter hohen Aussichtsturms, dessen oberste Plattform auf 36 Meter Höhe liegt. Ein zweiter Zugang befindet sich neben dem Alpenhaus. Ein barrierefreier Zugang zum Pfad erfolgt vom Turm aus mit einem Aufzug. Es ist geplant, den Pfad zu einem Rundgang zu erweitern.

Sowjetisches Denkmal
Sowjetisches Denkmal

Im Mai 2016 begannen auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-Sanatoriums Umbauarbeiten. Im Pavillon sowie im alten Küchen- und Wäschereigebäude hat ein Investor unter dem Namen Refugium Beelitz-Heilstätten in den denkmalgeschützten Gebäuden ein sogenanntes Creative Village installiert. Die Atelier- und Mietwohnungen sind ausschließlich für Kreativschaffende vorgesehen. Die ersten Wohnungen wurden 2017 bezugsfertig.

Die lokale Stadtverordnetenversammlung stimmte einstimmig für einen neuen Bebauungsplan. Geplant sind eine Grundschule, eine Kita, ein Supermarkt, Cafés, medizinische Einrichtungen und ein Ärztehaus – sowie auch Museen. Das historische Heizhaus dient bereits als Museum und geplant ist, auch im Bahnhof eine Dauer-Ausstellung über die Geschichte der Beelitz-Heilstätten einzurichten.

Obschon nach Brandenburger Landesplanung in Beelitz-Heilstätten deutlich mehr Häuser und Wohnungen hätten gebaut werden können, limitierte man seitens der Lokalverantwortlichen den Zuzug auf maximal 4400 Neubürger, um die Lebensqualität der ländlichen Region nicht zu gefährden. Der Bahnhofsvorplatz mündet in die neue, fast fertige Erschließungsstraße für das geplante Wohngebiet. Das entstehende neue Stadtquartier um die historischen Bauten (wie dem Bahnhof, dem Heizwerk, der früheren Bäckerei und Fleischerei) sowie rund 800 Einfamilien- und Reihenhäusern in Waldrandlage umfasst eine Fläche von insgesamt 64 Hektar.


Folgende Einrichtungen befanden sich in der Heilstätte

  • Heilstätte für lungenkranke Frauen (Quadrant A, 2 Pavillons, 1902 und 1907)
  • Heilstätte für lungenkranke Männer (Quadrant B, 2 Pavillons, 1902 und 1907)
  • Sanatorium für Männer (Quadrant C, 1902)
  • Sanatorium für Frauen (Quadrant D, 1902)
  • Ausweichkrankenhaus (Quadrant D1, 1944)
  • Anstaltskirche (1970 abgebrochen)
  • Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten (Quadrant A)
  • Heizkraftwerk Beelitz-Heilstätten (Quadrant C)
  • Chirurgie- Gebäude (Quadrant A, 1928)
  • Labor
  • Küchengebäude (2× identisch, Quadranten A und D, 1902)
  • Bäckerei und Fleischereigebäude (1907)
  • Wäschereigebäude (Quadrant A, 1927)
Turm des Heizkraftwerks
Turm des Heizkraftwerks

Lageplan Heilstätten Beelitz:

Lageplan der Heilstätte Beelitz

Anstaltskirche ist leider nicht mehr da

Die Anstaltskirche in Beelitz war von 1902 bis 1971 eine Krankenhauskapelle in Beelitz-Heilstätten bei Beelitz. Die Simultankirche stand mittig auf dem Gelände der Beelitz-Heilstätten an der Kreuzung der Bahnstrecke und der Landstraße, die das Gelände in vier Quadranten teilten: Im Osten waren die Männer, westlich der Landstraße die Frauen, nördlich der Bahnlinie die Lungenheilanstalten, südlich der Bahnlinie die Sanatorien untergebracht. Durch die Wahl dieses Ortes war die Kirche für alle erreichbar.

Geschichte

Kapelle Beelitz Heilstätten
Kapelle Beelitz Heilstätten

Die Kirche wurde in der ersten Bauphase von 1898 bis 1902 unter den Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke errichtet. Sie galt als öffentliche Einrichtung für Patienten wie für Bedienstete und Gäste. Die evangelische Gemeinde wurde vom Pfarrer aus Beelitz betreut, die katholische anfangs von einem Geistlichen aus Berlin, ab 1907 vom Gemeindepfarrer aus Werder. Von 1914 bis 1920 diente sie auch invaliden Soldaten des in Beelitz eingerichteten Vereinslazarettes. Am 7. Mai 1928 wurde ein Ehrenmal von Professor Ludwig Cauer für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet, die Angestellte der Heilstätten waren. Von 1939 bis 1945 diente das Gotteshaus wieder als Lazarettkirche.

Nach der Kesselschlacht von Halbe nahm die Rote Armee das Areal ein. Dabei brannte im April oder Mai 1945 aus ungeklärten Gründen der Dachstuhl ab. Mit Genehmigung der sowjetischen Administration wurde die noch erhaltungswürdige Kirche 1971 abgerissen, um Steine zum Bau der Kegelbahn in Beelitz 1972 zu gewinnen. Der SG Beelitz e.V. hatte von 1967 bis dato zunächst mit einer mobilen Kegelbahn vorliebnehmen müssen.

Aussehen der Kirche

Über dem überdachten Eingangsbereich der kapellenartigen Kirche mit 200 Plätzen war eine Rosette aus Buntglas ins Mauerwerk eingelassen. An der Ostseite mündete ein steinerner Turm in einen fachwerkartigen Glockenstuhl, der von einem spitzen Dachreiter gekrönt wurde. Der Chor befand sich an der Westseite. Die Kirche hatte zwei Sakristeien, die an der Südseite für den evangelischen Pfarrer, die an der Nordseite für den katholischen.


Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten

Der Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten wurde 2015 als erster Baumkronenpfad Brandenburgs auf dem Gelände der ehemaligen Frauen-Lungenheilstätte in Beelitz-Heilstätten. Das Erlebnisareal Baumkronenpfad umfasst neben dem eigentlichen Baumkronenpfad auch einen Aussichtsturm sowie ein Bistro und wird von der HPG Projektentwicklungs GmbH unter dem Namen „Baum & Zeit“ betrieben.

Blick vom Pfad auf das Alpenhaus
Blick vom Pfad auf das Alpenhaus

Der Pfad

Der fast 800 m lange Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten verläuft zwischen seinen beiden Zugängen als 2,2 m breiter Holzsteg auf einer leicht kurvig angelegten Stahlkonstruktion in einer Höhe über Grund zwischen etwa 17 und 23 m. Der westliche Zugang erfolgt an dem dort errichteten Aussichtsturm wahlweise barrierefrei mit einem Aufzug oder über Treppen. Der Pfad überquert in seinem Verlauf die Ruine des 1945 durch einen Brand zerstörten Pavillons B IV der Frauen-Lungenheilstätte, dem sogenannten Alpenhaus.

Hier sind Relikte des alten Inventars, Reste der früheren Dachkonstruktion und die seit über 60 Jahren auf dem Dach des Gebäudes wachsenden Bäume beinahe zum Greifen nah. Informationstafeln entlang des Pfads erläutern die Geschichte der verschiedenen Gebäude der Heilstätten und die Vielfalt der Gewächse in der Wald-Parkanlage. Kurz vor dem Ende des Baumkronenpfads befindet sich nahe der Nordostecke des Alpenhauses ein weiterer Zugang, jedoch nur über Treppen. Bei etwa halber Länge des Baumkronenpfads befindet sich südlich des Alpenhauses eine Nottreppe als möglicher Fluchtweg.

Aussichtsturm

Baumkronenpfad Brandenburg
Baumkronenpfad Brandenburg

Im nordwestlichen Teil des Areals steht als markanter Blickfang ein 40,5 m hoher, in Stahlbauweise errichteter Aussichtsturm mit dreieckigem Grundriss, dessen fünf Ebenen mit einem Aufzug oder über eine um den Aufzugsschacht angelegte Treppe erreichbar sind. Der Zugang auf den Baumkronenpfad erfolgt von der auf 21,6 m Höhe liegenden dritten Ebene des Turms. Die oberste fünfte Ebene auf 36 m Höhe dient als Aussichtsplattform. Auf dieser befinden sich Informationstafeln zu den umliegenden Gebäuden sowie ein Fernrohr.

Von hier bietet sich ein sehr guter Blick auf das weitläufige Gelände der Heilstätten und bei guter Fernsicht bis zum Fläming im Süden und Berlin im Norden. Der Aussichtsturm befindet sich auf 67,4 m ü. NN Höhe, wurde nach einer Bauzeit von drei Monaten am 11. September 2015 eröffnet und steht auf einem 280 m² großen Fundament, für das etwa 700 Tonnen Beton verbaut wurden. Das Gesamtgewicht des Turms beträgt 170 Tonnen, seine Baukosten beliefen sich auf 1 Million Euro. Bis zur oberen Aussichtsplattform sind beim Treppenaufgang insgesamt 200 Stufen zu bewältigen.


Erkundung des Geländes

Neben der eigenständigen Erkundung des eintrittspflichtigen Geländes mit dem Baumkronenpfad werden verschiedene Führungen mit Besichtigungen von sehenswerten Gebäuden sowie des Wald-Parks angeboten. Von Mai bis September ist als weiteres touristisches Highlight ein neben dem Erlebnisareal angelegter Barfußpark zugänglich.

Ein demoliertes Ehrenmal ist alles was von der Kapelle noch da ist
Ein demoliertes Ehrenmal ist alles was von der Kapelle noch da ist

Besichtigung Link der Heilstätte Beelitz


Links zu Kliniken die dich auch interessieren können


Heilstätten Beelitz auf YouTube

GEPRÄGT VOM VERFALL! | Die HEILSTÄTTE auf dem Hügel | LOST PLACES
LOST PLACES – Die Beelitzer Heilstätten | HD Doku
Beelitz-Heilstätten – Die wahre Geschichte
Beelitzer Heilstätten
Beelitz Heilstätten 2020

Buch- Empfehlung zur Heilstätte Beelitz


Aktion Cams:

In drei weitern Farben erhältlich


White Fox Nature ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon Europe S.à.r.l., eBay Partner Network Inc., AWIN LTD. und Partner des Werbeprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittel dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Werbetreibender Werbekostenerstattung verdient werden kann.


Folge mir auf den Social– Netzwerken



Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner